Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
Bei allen Sakramenten, die die Kirche feiert, gibt es einen großen Ladenhüter: die BEICHTE. Die Beichte ist wohl das vernachlässigste Sakrament überhaupt. Woran liegt das? Vielleicht daran, dass es heute bei aller Dogmendistanz ein Dogma gibt, das Hochkonjunktur hat: das Dogma der eigenen Fehlerlosigkeit. Schuld sind immer nur die anderen, niemals ich. Ein weiterer Aspekt mag darin liegen, dass viele Menschen negative Erinnerungen an die Beichte haben. Anstatt dem Barmherzigen Vater zu begegnen, fanden sie sich einem unbarmherzigen Richter gegenüber.
Die Wiederentdeckung der Beichte könnte vielen Menschen helfen aus ihrer Ichver-kümmtheit herauszufinden. Dr. Manfred Lütz – Psychiater und Theologe – schreibt in einem seiner Bücher, dass in dem Maß, wie die Beichtpraxis abgenommen hat, die psychiatrischen Praxen überfüllt sind. Eine Wiederentdeckung des Sakramentes der Versöhnung – wie die Beichte auch genannt wird – kann zu einem ausgeglichenen Seelenhaushalt führen. Freilich ist der Gang in sich selbst, um sich zu besinnen, der wohl schwerste Gang, den ein Mensch gehen kann. Die Anerkenntnis des eigenen Schuldigwerdens – dabei ist Schuldigwerden etwas ganz Menschliches und braucht nicht verdrängt werden – führt zu einer Befreiung. Der nachstehende Vortrag mag zu einem neuen Verständnis und zu einer Wiederentdeckung dieses wunderbaren Sakramentes beitragen.
Die Resonanz am Vortragsabend war groß. Fragen und Ergänzungen der fünfundfünfzig Teilnehmer machten diesen Vortragsabend lebendig und gaben ihm eine ganz persönliche Note. Umrahmt wurde der Abend wieder mit Lobpreis und Gebet.
CAMILLO: Herr ich muß etwas beichten. Ich habe Schuld auf mich geladen. Ich habe in einem Anfall von Zorn dem jungen Cinetti weh getan. Ich bitte um Vergebung.
JESUS: Hast du vergessen, daß deine Hände gesalbt sind?
CAMILLO: Nein, Herr, deshalb habe ich ihm ja auch einen Fußtritt gegeben.
JESUS: Camillo, du hast dich mal wieder nicht beherrschen können.
CAMILLO: Herr dieser Cinetti ist so rechthaberisch und gibt an wie ein geölter Pfau.
JESUS: Und dein Recht, Camillo, hast du es nicht mit dem Fuß durchsetzen wollen?
CAMILLO: Gewiß Herr. Versteh mich doch, dieser Lümmel muß endlich erfahren, daß es so nicht geht.
JESUS: Camillo. Du bittest Mich um Vergebung, und dann fängst du an, deine Tat zu rechtfertigen.
CAMILLO: Er hat mich vor allen Leuten gedemütigt und schlecht gemacht.
JESUS: Versetze dich in die Lage der anderen, nicht die anderen mit Gewalt in die deine.
CAMILLO: Er macht mich wütend und zieht die Lacher stets auf seine Seite.
JESUS: Wenn du dein Gesicht verlierst, Camillo mach weiter. Verlierst du aber den Kopf, hör auf! Und vergiß nicht, daß das Zusammenleben mit dir manchmal genügen kann, sich den Himmel zu verdienen.
CAMILLO: Herr, ich gebe zu, daß ich hin und wieder ausraste, wenn man mich nicht respektiert.
JESUS: Gib den Menschen deine Liebe Camillo. Warte nicht, bis die anderen damit anfangen.
CAMILLO: Ich bemühe mich immer wieder darum Herr. Aber darf ich daran erinnern, daß du einmal mit dem Strick reingefahren bist und die Händler rausgeworfen hast?
JESUS: Du darfst Camillo. Es ist wichtig, die Ehre Gottes zu verteidigen, nicht die eigene.
CAMILLO: Zugegeben, das verwechsele ich bisweilen.
JESUS: Schön, daß du das einsiehst, Camillo. Und wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann übe dich in der Tugend der Selbstbeherrschung.
CAMILLO: Herr, ist die Sünde die mich weckt, nicht besser als die Tugend, an der ich einschlafe?
JESUS: Gewiß, Camillo. Doch ich befürchte kaum, daß du einschlafen wirst.
CAMILLO: Dasselbe befürchte ich auch, Herr.
Er wendet sich zur Seite, um wegzugehen, zögert etwas und wendet sich erneut dem Kreuz zu:
Was sage ich jetzt dem Cinetti?
JESUS: Entschuldige dich einfach! Öfter als du denkst, tun dir Menschen das an, wozu du sie herausgefordert hast.
CAMILLO: Ich werde mich mehr in der Demut üben, Herr.
JESUS: Bravo Camillo, Du hast dein wirkliches Problem gut erkannt.
CAMILLO: Hilfst du mir dabei?
JESUS: Sicher Camillo. Wenn du klein werden willst, verachte nicht die Größe der anderen!
CAMILLO: Danke für den Tip, Herr.
JESUS: Nichts für ungut, Don Camillo.
Quellenangabe: "Don Camillo spricht mit Jesus" von Jörg Müller. Jörg Müller ist Psychotherapeut und Pallottinerpater. Erschienen ist dieses Buch bei J. F. Steinkopf Verlag, Stuttgart, ISBN 3-7984-0738-X
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