Wie man es auch nennt - die Hauptsache ist, wir sehen uns und können plaudern...
Im Jahre 723 kam Bonifatius hierher - vor 1.300 Jahren...
Familiennachmittag für Soldatenfamilien - am 19. März 2016
Samstag vor dem Palmsonntag. 31 große und kleine Menschen kommen zusammen. Auf dem Programm steht: christliche Osterdekoration basteln, Kaffeetrinken, sich locker und leicht unterhalten, einen schöne Zeit miteinander haben und eine Andacht feiern mit der Segnung der Palmsträuße.
Nadelbäume bleiben auch im Winter grün. Aber nicht nur die. Auch der Buchsbaum wirft seine Blätter im Winter nicht ab. Er bleibt saftig grün. CHRISTUS ist der „saftige und grüne Buchsbaum“ schlechthin. CHRISTUS, der Auferstandene, sagt von sich selbst: Ich bin das Leben.
Nicht anders die Sache mit den Ostereiern. Aus dem Ei schlüpft piepsend ein kleines, wollenes, gelbes Küken, und tritt so ins Leben ein. CHRISTUS ist auch nach drei Tagen aus der „harten Schale“ des Grabes „geschlüpft“ und „piepst“ laut in die Herzen der Menschen: Ich bin das Leben.
Wenn Obama Merkel in Berlin besucht, dann wird ein roter Teppich ausgerollt. Auch eine Kapelle kommt und eine Ehrenwache von Soldaten. Dann steigen beide in eine große gepanzerte Limousine und rauschen davon. Vorweg fährt eine Motorradkolonne und Polizeiautos mit Blaulicht und Sirene und dahinter kommen die Autos mit den Sicherheitsleuten. Eine richtige Karawane. Damals, beim Einzug JESU, dem König der Könige, hat man das auch so gemacht, nur nicht mit Autos und Blaulicht und Sirenen, aber so ähnlich. Die Leute haben „Hosanna, Hosanna“ gerufen. Sie haben keinen roten Teppich ausgelegt, aber ihre schönen, großen und bunten Mäntel.
Begleitet wurde JESUS nicht von Bodyguards, sondern von seinen Aposteln. JESUS ist natürlich nicht in einem Auto gefahren, aber er saß auf einem Esel. Die Leute haben mit Palmzweigen gewunken.
In Deutschland wachsen keine Palmen. Wenn also die Leute den Einzug JESU nach Jerusalem nachspielen, können sie nicht wie die Leute in Palästina mit Palmblätter wedeln. Sie brauchen andere grüne Zweige. Also nehmen sie Buchsbaum.
Für dieses uralte, 2000 Jahre alte jüdische Ritual, das die katholische Kirche bis in die Moderne liebevoll bewahrt hat als lebendige Kultur in einer technisierten Industriegesellschaft, wird heute der Schmuck gebastelt. Da kommen die Familien nach und nach. Die Mäntel und Anoraks werden abgelegt. Manch einer kennt sich und so ist das Hallo recht groß. Das gilt auch für die Kinder, die sich von dem Adventnachmittag her kennen. Die anderen sind noch etwas scheu und schmiegen sich verlegen an die Mamas und Papas und „checken“ erst mal die Lage. Die sind aber bald aufgetaut.
Die Sachen werden ausgepackt und auf den Tisch gelegt: Scheren, Buntstifte, Deko-Material, Kleber und
natürlich – Eier, viele Eier – bestimmt 200 Eier. Jonas (5) erklärt dem Pfarrer, dass seine Eier von glücklichen Hühnern stammen, von Tillmanns. Das ist der Nachbar und der hat eine artgerechte Hühnerzucht. Jetzt versteht der Pfarrer auch, warum der kleine Jonas keine Probleme mit dem Ausblasen der Eier hatte. Die Schalen sind auffallend dick und fest und schneeweiß.
Und wieder kommt ein Schwung Mamas und Papas und Kinder, auch einige Teenager. Sara (13) mit ihrem Bruder Dominik (11) ist dabei. Wird denen der Kindergarten gefallen?
Die Kids sind fast schon in einem Bastelrausch. Das steckt sogar die
Erwachsenen an. „Gib mal die Schere …“, Kann ich mal so’n Stück Draht
haben …“, „Guck, mal, das Ei is‘ jetzt futsch …“, „Wie machs‘te denn das
…“ Schau mal, Papa, das hab ich gemacht … „ Der Boden ist voll mit
Buchsbaumresten, Krepp-Papier und dazwischen die bunten Holzperlen. Au
Wei! Wenn da jemand nicht drauf ausrutscht. Jetzt sind alle schon zwei Stunden zusammen. Fragen wir noch mal: Wird Sara und den andere Teenagern der Kindergarten gefallen? Ja, den Teenagern gefällt der Kindergarten. Sie stören sich nicht an dem „Kinderkram“. Sie sind ganz vertieft ins Basteln von Osterdeko.
Bald sind die Dekos fertig. Manche haben ihre Dekos nach den Mustern gebastelt, andere haben sich etwas völlig neue einfallen lassen, wieder andere haben Variationen gebastelt. Die Stimmung ist leicht, fröhlich und leicht, ganz ungezwungen. Das solche tolle Sachen gemacht wurden, liegt auch an der KAS (katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung). Sie haben das Material gesponsert, ganz unkompliziert und prompt. Danke, KAS.
Der Nachmittag neigt sich langsam dem Ende. Zum Schluß versammeln sich alle in der bescheidenen Kasernenkapelle. Die Kerzen sind entzündet, das Weihwasser steht bereit und das Evangelienbuch ist aufgeschlagen. Stolz und zufrieden halten die großen und kleinen Kinder ihren Palmsonntagssträuße in den Händen. Die Osterdekoration liegt zur Weihe bereit auf einem Tisch.
Der Pfarrer stimmt den Refrain an: „CHRISTUS, Erlöser und König … wie Dich der Jugend Hosanna-Geschrei, jauchzend beim Einzug in Salem erhob …“ Alle stimmen etwas zaghaft mit ein. Dann singt der Pfarrer solo weiter: „Sei uns gesegnet, Gesandter des HERRN … Davids gepriesener Sohn …“ Dann wieder der Refrain. Jetzt klingt die kleine Gemeinde immer fester und freudiger.
Pfarrhelfer Berghus liest das Evangelium. Alle hören aufmerksam zu: „Sie brachten den jungen Esel zu JESUS, legten ihre Kleider auf das Tier, und Er setzte sich darauf. Und viele breiteten ihre Kleider auf der Straße aus; andere rissen auf den Feldern Zweige (von den Büschen) ab und streuten sie auf den Weg. Die Leute, die vor ihm hergingen und die ihm folgten, riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des HERRN! Gesegnet sei das Reich unseres Vaters David, das nun kommt. Hosanna in der Höhe!“ Mk 11, 7-10 Danach werden die Palmsträuße und der Osterschmuck gesegnet, jedes bunte Prachtstück bekommt Weihwasserspritzer. Mit dem Segen wird die Andacht abgeschlossen.
Nun ist der Nachmittag vorbei. Die Mamas und Papas und die Kinder ziehen ihre Anoraks und Mäntel wieder an. Aber das Verabschieden zieht sich doch hin. Es muss wohl wirklich schön gewesen sein.
© St. Peter, Fritzlar